Propagandistische Nachwirkungen zur Wahl in Moldau und ein alter Fake kehrt zurück
Die Wahl in der Republik Moldau ist geschlagen, und wie es scheint, erfolgreich im Sinne der europäischen Perspektive des Landes ausgegangen. Dieser Ausgang war freilich nicht selbstverständlich.
Das Land, das nach der kriegsgebeutelten Ukraine massiv im Fadenkreuz hybrider Maßnahmen Russlands steht, sah sich Attacken ausgesetzt, die weit über Online-Desinformation und Cyberangriffe hinausgingen. Inszenierte Demonstrationen, massive Finanzierungen pro-russischer Kräfte, russlandfreundliche Oligarchen, Spionage, politische und ökonomische Erpressungen, das gesamte Arsenal klassischer „aktiver Maßnahmen“, wie man sie noch aus der UdSSR kennt, wurde gegen die ehemalige Sowjetrepublik eingesetzt.
Besonders im Vorfeld der Wahl war der Druck enorm, da Russland auch mit einer gezielten Energiepolitik versuchte, Moldau in eine Abhängigkeit zu zwingen.
So gesehen ist das Ergebnis eigentlich ein herber Rückschlag für die russische Einflussmaschine, die sich stark engagiert hatte, um das strategisch so wichtig gelegene Land Moldau unter Kontrolle zu bringen. Tatsächlich würde sich die Sicherheitslage im Donauraum und indirekt auch in der nahegelegenen Schwarzmeerregion massiv zugunsten Russlands verschieben, würde Chișinău künftig aus Moskau kontrolliert werden.
Die russische Propagandamaschine und ihre Fürsprecher im Westen taten indes, was zu erwarten war. Sie versuchten, das „Maximum aus der Situation“ herauszuholen, sprich eine Schmutzkübelkampagne gegen die proeuropäische Politik in Moldau zu lancieren. So war von einer angeblichen „EU-Intervention“ die Rede; Maia Sandu wurde als Autokratin diffamiert, man warf ihr die Verfolgung pro-russischer Politiker vor und behauptete, die Annäherung an die EU würde das Ende Moldaus bedeuten. Diese Narrative wurden auch international gestreut, etwa in den Kommentarspalten unter Gratulationen europäischer Politikerinnen und Politiker an Maia Sandu.
Gleichzeitig zeigte die Wahl, dass eine breite Mehrheit der moldauischen Bevölkerung klar europäisch orientiert ist und eine Abkehr vom russischen Einfluss unterstützt – und das trotz massiver Beeinflussungskampagnen, Versuchen, mit „Sowjetnostalgie“ zu manipulieren, sowie realer wirtschaftlicher Probleme, die vor allem Populisten in die Hände spielen.
Auch ein alter Fake aus dem Jahr 2022 tauchte wieder auf. Ein manipuliertes Bild eines Artikels der New York Post, das Politikerinnen wie Maia Sandu, Sanna Marin und andere zeigt, die klare Kante gegenüber der russischen Aggression zeigten, wurde erneut unter einem Beitrag von Sandu gepostet. Aus der Überschrift „Meet the tough women leaders taking on Vladimir Putin“ wurde „meet the insufferable bitches that are destroying Europe“.¹
Quellen:
¹ https://nypost.com/2022/10/13/meet-the-tough-women-leaders-taking-on-vladimir-putin/

Dietmar Pichler ist Chief Analyst und Redakteur bei INVED und verfügt über umfassende Expertise in den Bereichen Desinformation, Medienkompetenz und ausländische Einflussnahme. Er analysiert Desinformationskampagnen sowie propagandistische Einflussstrategien autoritärer Regime. Neben seiner Tätigkeit bei INVED ist er als freiberuflicher Medienkompetenztrainer, Berater für strategische Kommunikation und Desinformationsanalyst in Wien tätig. Er ist Vizepräsident der NGO „Vienna Goes Europe“ und Gründer der Initiative „Disinfo Resilience Network“, die sich der Vernetzung von Fachleuten zur Aufdeckung und Einordnung hybrider Bedrohungen widmet.
